Hunderttausende Autos jährlich will der US-Elektroautobauer Tesla in Mexiko fertigen. Doch sieben Monate nachdem Tesla-Chef Elon Musk Santa Catarina am Rande der nordmexikanischen Millionenstadt Monterrey im Bundesstaat Nuevo León als Standort für eine neue Gigafabrik vorgestellt hat, hat das Unternehmen noch immer nicht mit dem Bau begonnen. Zuletzt hatte es sogar Gerüchte gegeben, Tesla würde gar kein Werk in Nuevo León errichten.
Dem sind nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters Vertreter des Bundesstaates in der vergangenen Woche entgegengetreten. Tesla plane nach wie vor den Bau einer Fabrik plane, hieß es. Die Regierung von Nuevo León werde ihrerseits mehr als 130 Millionen US-Dollar für die Infrastruktur zur Unterstützung des Baus ausgeben.
Bedenken bei Elon Musk
Zuvor hatte Tesla-CEO Musk erklärt, er zögere mit dem Projekt. In einem Mediengespräch im Anschluss an die Präsentation der Finanzergebnisse von Tesla für die ersten neun Monate des Jahres betonte Musk, dass die Besorgnis über hohe Zinsen sowie der Ausbruch bewaffneter Konflikte wie in der Ukraine und im Gazastreifen die Pläne für den Bau des Werks verlangsamen, so die spanische Nachrichtenagentur EFE. Musk begründete dies damit, dass für "die große Mehrheit der Menschen, die ein Fahrzeug kaufen, die monatlichen Zahlungen das Problem sind" und "mit steigenden Zinsen der Anteil der Zinsen an diesen monatlichen Zahlungen natürlich zunimmt".
Dann stellte er klar, dass es "sicher" ist, dass Tesla ein Montagewerk in Mexiko bauen wird, für das es mit der Gemeinde Santa Catarina bereits einen Standort gibt. "Es ist eine Frage der Zeit", so Musk und fügte aber hinzu, die Zinssätze müssten sinken. Musk befürchtet nach eigenen Angaben eine weitere Krise wie die, die einige große Autohersteller im Jahr 2009 fast in den Ruin trieb. "Wir werden nächstes Jahr mit der nächsten Bauphase beginnen, aber ich habe immer noch Narben von dem, was 2009 geschah, als General Motors und Chrysler fast bankrott gingen. Das hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Deshalb werde ich nicht mit voller Kraft in Richtung Ungewissheit gehen", schloss er.
Der Bürgermeister von Santa Catarina, Jesus Nava, erklärte laut Reuters, dass die örtlichen Behörden damit begonnen hätten, die Infrastruktur in dem Gebiet zu verbessern, in dem Tesla die Fabrik bauen will. "Auf staatlicher und kommunaler Ebene kommen wir mit den Studien für die von Tesla geforderte Infrastruktur voran, die sich auf mehr als 2,5 Milliarden Pesos (rund 136 Millionen US-Dollar) belaufen, die vom Staat bereitgestellt werden", zitiert ihn die Nachrichtenagentur aus einer Erklärung. "Wir hoffen, dass wir in der ersten Hälfte des Jahres 2024 mit dem Bau von Tesla beginnen können."
Angekündigte Milliardeninvestition in Mexiko
Tesla hatte die geplante Fabrik im Norden im März angekündigt, ohne jedoch einen Zeitplan für den Bau oder Details zu nennen. Die Rede ist von einer Investitionssumme in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar. Der Standort bei Monterrey hatte sich im Laufe des Jahres 2022 aufgrund seiner Nähe zu Texas und wegen der verfügbaren Infrastruktur und Arbeitskräfte als beste Option herauskristallisiert. Darüber hinaus ist eines der dortigen Unternehmen der größte Aluminiumlieferant von Tesla, was die Logistik erleichtern würde. Debatten hatte es wegen des akuten Wassermangels in der Region gegeben und die mexikanische Zentralregierung drohte kurzzeitig mit dem Veto gegen den Bau, um dann doch grünes Licht zu geben.
Das geplante Werk in Mexiko ist nur ein paar Hundert Kilometer von Austin entfernt, wo Tesla im vergangenen April seine neueste Gigafactory eingeweiht hat. Der Konzern hat zudem Werke in Kalifornien, Shanghai sowie in Grünheide bei Berlin, das zuletzt wegen der dortigen Arbeitsschutzbedingungen in der Kritik stand. Im April kündigte Tesla zudem den Bau einer neuen "Gigafabrik" in Shanghai an. In dem neuen Werk in China soll das Energiespeicherprodukt Megapack des Unternehmens hergestellt werden.
Die Automobilindustrie ist bereits ein wichtiger Pfeiler der mexikanischen Wirtschaft. Mexiko ist einer der größten Automobilproduzenten der Welt; viele US-amerikanische, europäische und asiatische Hersteller produzieren im Land. Anfang des Jahres kündigte der deutsche Autokonzern BMW eine Investition von mehr als 800 Millionen Euro in Mexiko an, um sein Werk in San Luis Potosí in sein globales Netzwerk für Elektromobilität zu integrieren.
(akn)
Author: Christopher Phillips
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