Kommentiert wird der Seidenstraßen-Gipfel in China.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sieht die Bilanz des Großprojekts "Seidenstraße" durchwachsen.
"Nach zehn Jahren ist China abgeschottet, der wirtschaftliche und wissenschaftliche Austausch von Misstrauen geprägt. Im Land ist eine ideologische Verhärtung zu spüren, die es weiter isoliert. Längst propagiert die Parteiführung eine Zweiteilung der Welt, macht die USA und den Westen für die eigenen Wirtschaftsprobleme verantwortlich, für den Ukraine-Krieg und die Lage im Nahen Osten. Zum Seidenstraßen-Gipfel hat Präsident Xi seinen Freund Putin geladen. Beide Staaten teilen den Glauben an das Recht des Stärkeren, mit dem Großmächte kleinere Staaten bedrohen und überfallen können. Für den Traum einer chinesischen Weltordnung hat Xi seine Pläne in Eurasien geopfert, zu der auch die Ukraine als 'Tor zu Europa' gehörte. Viele Länder des globalen Südens sind von der internationalen Ordnung zutiefst desillusioniert. Doch sie sind auf Lösungen angewiesen. Der Westen muss lernen zuzuhören, flexibler werden und eigene Initiativen stärken. Pekings 'Gegenmodell' jedenfalls hat seine Strahlkraft verloren. Übriggeblieben sind viele leere Versprechen, eine lange Straße ins Nichts."
Die Zeitung DIE GLOCKE aus Oelde betont, dass auch Deutschland in die chinesische Expansionspolitik eingebunden sei.
"Die Bahnverbindung von China nach Duisburg ist ein Beispiel dafür, dass auch die Bundesrepublik die Neue Seidenstraße längst betreten hat. China ist nicht erst auf dem Weg, eine globale Großmacht zu werden - es ist schon eine. Es gilt, diese Realität anzuerkennen und pragmatisch damit umzugehen. Auch in dem Sinne, alles zu tun, nicht selbst in eine Abhängigkeit zu geraten."
Nach den Plänen der EU soll es den Euro in einigen Jahren auch als digitales Bargeld geben. Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG fragt sich, wofür man das brauchen soll.
"Aus Verbrauchersicht sind die Pläne der Europäischen Zentralbank gänzlich überflüssig und gehen an den Menschen vorbei. Drei Viertel der Befragten in einer Umfrage sagen zu Recht, die Einführung sei nicht notwendig, weil die vorhandenen Zahlungsmöglichkeiten vollkommen ausreichten."
Für die TAGESZEITUNG – TAZ – handelt es sich um eine PR-Maßnahme der EZB, um den Hype rund um die Kryptowährungen zu beenden.
"Bitcoin oder Ethereum tun so, als wären sie digitales Geld – sind aber spekulative Schneeballsysteme. Die EZB hat recht, wenn sie die Kryptowährungen kritisiert. Trotzdem dürfte ein digitaler Euro diesen Wahnsinn nicht beenden. Denn die Kryptowährungen sind so erfolgreich, weil sie versprechen, ganz ohne Staat auszukommen. Die EZB ist aber bekanntlich eine öffentliche Institution. Der digitale Euro ist überflüssig. Die Normalbürger brauchen ihn nicht, und die Kryptofans werden sich nicht für ihn interessieren."
Author: Mark Simon
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